Party à la Dalian

Während meiner Wushu-Stunde wurde ich in ein Gespräch über chinesische Clubs verwickelt. Zu Beginn hüllte ich mich noch in vornehmes Schweigen- zwar gehe ich in der Schweiz gerne aus, hebe im Provitreff oder in der Autonomen Schule ein paar Bierchen und amüsiere mich zu guter Musik, in China war mir die ganze Angelegenheit bisher aber ein bisschen  suspekt. Das liessen meine MitstudentInnen nicht gelten, und so fand ich mich am Freitag Abend um 11 Uhr in einem Taxi Richtung Innenstadt wieder. Unser Ziel: Malina, Möchtegern-Russischer Schickimicki-Schuppen beim Bahnhof. Oh je. Die Musik war schlecht (Lady Gaga, dazwischen 90ies-Trance), dafür umso lauter, und die Getränke sauteuer. Wir setzten uns auf die Couch und wurden von den wummernden Bässen durchgeschüttelt, dass uns die Zähne klapperten. Alle waren am Trinken, niemand tanzte. Naja, ausser uns. Allerdings wurden wir dabei dermassen beglotzt, dass wir dabei nicht wirklich Spass hatten. An den Wänden waren Bildschirme angebracht, auf denen ständig mit halbnackten Chinesinnen für den Club geworben wurde. Ausserdem spielten sie Bilder von irgendeinem Porno ein, in dem- wenn ich das richtig verstanden habe- eine Frau von einem deutlich älteren Mann geschlagen wird und dann... ja, lassen wir das. Kurz: Ich war auf 180 und hatte keine Lust, länger als nötig in diesem frauenverachtenden und spassfreien Schuppen zu bleiben.

Also ging es weiter zu JDs Bar. Juchee! Wir kauften eine Getränkekarte und fanden dann heraus, dass man damit weder Bier noch Jägermeister kaufen kann. Also, Cocktails her! Mir wars egal. Ich hätte am liebsten ein Wasser gehabt, aber meine Umgebung war dermassen betrunken, dass ich mir dachte, schaden wirds ja wohl nicht. Wir  drängelten uns auf den Dancefloor und feierten mit geschätzen 300 anderen Dawai-StudentInnen. Was für ein Abend, was für ein Fest! Weder der Typ, der meine Kollegin (die dabei nicht wirklich begeister aussah) abknutschte noch derjenige, der sich auf der Treppe die Seele aus dem Leib würgte, konnten meine Stimmung trüben.

 

Am Samstag war ich zu einer Dinner-Party eingeladen. Von 5 bis 11. Ganz nach Schweizer Manier kreuzte ich gegen 6 Uhr auf und erntete lautes Lachen, als ich auf die Frage, warum ich zu spät komme, erklärte, dass man in der Schweiz meist etwas später an ein Fest kommt, um sich nicht die Blösse zu geben, als ErsteR aufzukreuzen.  Genau wie in JDs Club konnte ich endlich mal mein soziales Netzwerk erweitern und mit RussInnen, KoreanerInnen, JapanerInnen und sogar je einem Franzosen und einem Schweden plaudern. Und: Ich hab endlich mal den Kopf durchgelüftet und bin wieder bereit, mich in die Chinesischvokabeln zu stürzen. Hasta la vista!

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