Reiselust und Völkerwanderung

Viel Wasser ist den Yangtze heruntergeströmt, seit ich meinen letzten Blogeintrag verfasst habe. Deswegen habe ich jetzt enorm viel zu berichten!

 

3. Besuch aus Chongqing

Meinen Freund hat kurz nach seiner Abreise das heftige Heimweh nach Dalian gepackt, und deswegen habe ich ganz unerwartet noch einmal spontan von ihm Besuch bekommen. Um ein Haar hätte der Arme eine Nacht im Flughafen von Zhengzhou verbringen dürfen, da sein Flug über eine Stunde Verspätung hatte. Er konnte aber 20 Minuten vor dem Anschlussflug durch die Flughalle hechtend tatsächlich noch jemanden finden, der ihn schnell eincheckte. So durfte ich ihn wiederum um 1 Uhr am Morgen, begleitet von meiner Mitbewohnerin, die mich nicht alleine gehen lassen wollte (zu gefährlich um diese Uhrzeit) am Flughafen in Dalian abholen. Was für ein Abenteuer!

Ein weiteres Abenteuer erlebten wir, als wir uns spätabends zu einem Znacht nach draussen begeben wollten. Der Hotelbesitzer sass nämlich gemütlich in der Lobby und trank mit seinen Freunden und einer Studentin, die wegen einer Prüfung am nächsten Tag hier übernachtete, ein Tässchen Tee. Als er von unseren Essensplänen hörte, wurden wir spontan zu Sushi und Sake in einen ziemlich noblen japanischen Schuppen eingeladen. Dort erfuhren wir auch, dass es von der betreffenden Hotelkette über 100 Hotels in China gibt (und wir somit wahrscheinlich mit einem Millionär speisten).

Nach dem Wochenende hatte ich eine Übersetzungs-Semesterprüfung, die ganz spontan am Donnerstag vorher angesagt wurde. In dem Fach hatte ich höchstens durch Abwesenheit geglänzt, das Lehrmittel als fragwürdig entlarvt und auch sonst nur mässiges Interesse an englisch-chinesischer Übersetzungskunst gewonnen. Von meiner mongolischen Mitstudentin durfte ich noch Einiges abschreiben und kopieren, war aber natürlich überhaupt nicht vorbereitet. Am Test entdeckte ich meine kreativen Fähigkeiten und füllte die Lücken mit höchst fragwürdigem Chinesisch. Das Beste war ja auch, dass ein ganzer Abschnitt des zu übersetzenden Texts überhaupt keinen Sinn machte. Die Lehrerin meinte nur:" Just think what the meaning could be, and then translate accordingly". Ja, das war ziemlich lächerlich. Was jetzt aber das Tüpfelchen auf dem i ist: Ich habe die Prüfung mit 77 von 100 möglichen Punkten bestanden! Merke: Wer faul ist, kann statt fleissig auch kreativ sein. Oder: Wenn Alle eine miese Leistung bringen, wird der Schnitt  drastisch hochgesetzt.

 

Weihnachtsreisli

An Weihnachten bin wiederum ich nach Chongqing geflogen, um mir endlich ein Bild von dieser grauenhaften Stadt zu machen. Ich habe mich spontan in Chongqing als Reisedestination verliebt! Mit meinem erfahrenen Stadtführer Kaspar habe ich die Chongqing University besucht, die Altstadt (Ziqikou) erlebt, den Yangtze betrachtet, bin durch Jiefangbei geschlendert und habe den schärfsten Houguo (Feuertopf) gegessen, den das Restaurant zu bieten hatte.

Ich finde an Chongqing faszinierend, dass es eine Stadt ungeahnter Dimensionen ist. Dalian mit seinen 8.5 Millionen Einwohnern ist ein Nest dagegen. Es reihen sich Hochhäuser an Hochhäuser soweit das Auge reicht und mitten durch walzen sich die Wassermassen des Yangtze. Die Altstadt ist richtig chinesisch, es gibt sogar einen buddhistischen Tempel, und überhaupt herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Es gibt auch einen sehr speziellen Weihnachtsbrauch: Die chinesische Völkerwanderung, die schon den ganzen Tag die Stadt unsicher macht, trifft sich um Mitternacht und prügelt mit Plastikkeulen aufeinander ein. Das haben wir dann allerdings nicht mehr miterlebt, da wir nach dem Feuertopf lieber in der Nähe unserer eigenen Toilette nächtigen wollten. Dafür haben wir am nähchsten Tag auch einen schönen Brauch gesehen: Es wurden Lampions mit Feuer beheizt und gegen den Himmel ziehen lassen. Ein stimmiges Bild für meinen letzten Abend in dieser Wunderstadt.

 

Weihnachtsfeiern

Schliesslich fand heute noch die Weihnachtsfeier meiner Uni statt. Die Aula war gestopft voll, da die chinesischen StudentInnen auch von diesem Spektakel angezogen wurden. Jede Klasse hatte etwas vorbereitet, von Bauchtanz über Gitarrenspiel bis Verkleidungen war Alles dabei. Untermalt von rückkoppelnden Mikrofonen, dröhnender Musik und Lichtorgel, versteht sich. Nach dem Auftritt tanzender Japaner, die einen Kreischanfall der Chinesinnen verursachten, floh ich aus der Aula. China sorgt schon so für genug Aufregung!

 

Ich möchte Allen ganz herzlich danken, die mir Weihnachtspäckli geschickt haben und ein sich ein bisschen Zeit genommen haben, mit mir zu Skypen.

Viel Zeit für Heimweh war zum Glück nicht, und es geht munter weiter: In zwei Wochen beginnen die Semesterferien und ich plane schon einiges an China-Reisen. Zuerst geht es ziemlich sicher nach Peking, danach schauen wir weiter. Ich werde per Blog weiter berichten!

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Kommentare: 1
  • #1

    Juicer Review (Sonntag, 14 April 2013 07:10)

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