Zweite Runde

Die Geschichte endet natürlich nicht, als unsere beiden Helden erndlich aus Hong Kong zurückgekehrt sind. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.

Nach Hong Kong fanden wir Dalian zwar kalt,, dafür aber sonnig und gewohnt günstig vor. Die ersten zwei Wochenwohnten wir in einem Hotel hinter dem Bahnhof, was sich als strategisch günstige Lage erwies: Nahe beim Stadtzentrum und der Schnellbahn, umgeben von Einkaufs- und Essensmöglichkeiten, günstig und einigermassen sauber. 

Vitamin B ist massgeblich für den Erfolg in China, und so kamen wir während unseres Aufenthalts im Hotel ganz unverhofft zu einer Wohnung: Dies über eine der Rezeptionistinnen, die sofort hellhörig wurde, als sie mitbekam, dass wir eine Wohnung suchen. Sie packte uns, zwei Arbeitskolleginnen und ihren Freund ins Auto, dann brausten wir Richtung...IKEA? Die "5 Minuten vom Hotel entfernt" waren also per Schnellbahn gemeint. Dann mussten wir ein kaltes, schmutziges, chinesisches Treppenhaus hinaufsteigen, und zwar über 7 Stockwerke. Gerade, als ich zu Kaspar sagen wollten, dass ich in so einem Loch ganz sicher nicht wohnen werde, öffnete die Dame eine Türe, und es war um mich geschehen. Eine kleine, herzige, renovierte Wohnung komplett mit Kühlschrank, Laminat und rotem Plüschsessel. Ums Fenster herum zwar etwas schimmlig, aber trotzdem: ein Daheim.

So wohnen wir jetzt seit ein paar Wochen in unserem kleinen Paradies. Ein Handwerker aus unserem Hotel (Vitamin B) hat uns den Schimmel um die Fenster sehr günstig entfernt. Wir haben die chinesische Matratze aus Spanholz durch ein superweiches und federndes Exemplar aus der IKEA ersetzt. Auch einen zusammenklappbaren Kleiderschrank, ein Bettsofa, eine Herdplatte, eine Mikrowelle, Geschirr und einen Wäscheständer schafften wir neu an. Die Wohnung wurde definitiv gepimpt.

Für Kaspar brauchten wir auch noch ein endgültiges Visum und eine Einschreibung an der Uni. Ich bin froh, ist das jetzt Alles geschafft. Es war extrem mühsam, sich mit den chinesischen Behörden herumzuschlagen. Auch fürs neue Semester haben wir uns erfolgreich an der Dawai immatrikuliert. Ich habe beschlossen, eine Stufe unter meiner letzstemestrigen Klasse zu studieren. Ich befand mich selbst als zu unreif für Zeitungslektüre, Redearten und Literatur, die mich im Gaoji erwartet hätte. Jetzt dümple ich gemütlich im Zhongji herum, kann in Ruhe mein Chinesischfundament auffüllen und studiere zum ersten mal relativ stressfrei. Ich habe mich entschlossen, als Freifächer einen Aussprachekurs und einen chinesischen Malkurs zu wählen. So sollten sich Ernst und Spass die Waage halten.

Ich bin froh, dass ich in weniger als 4 Monaten wieder zurück in die Schweiz kann. Das Heimweh hat mich fest im Griff. Trotz Glück im Spiel und in der Liebe, sogar trotz glücklichem Studium bin ichin in China nicht heimisch geworden. Sich mit Händen und Füssen unterhalten können reicht nicht, um sich willkommen zu fühlen. Ausserdem möchte ich mal wieder mehr als nur eine Sprache studieren. Ich will nicht Tesco, ich will Migros. Und Spass im Provitreff statt betrunkene Chinesen. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich folgenden Entschluss gefasst: In diesen 3 Monaten noch so viel Spass wie möglich haben. So viel wie möglich sehen und erleben, und mit so vielen ChinesInnen wie möglich in Kontakt kommen. Wie? Ich halte euch auf dem Laufenden!

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Kommentare: 1
  • #1

    Laila (Montag, 09 April 2012 18:24)

    Gratulation zur tolle Wohnig!^^ und das mit em migros vermisse kenni nur all zu guet;)
    glg