das Beste zum Schluss: Reise nach Dandong

Ein kurzer Rückblick: Die letzten Wochen in Dalian widmeten wir ganz der Erforschung "unserer" Provinz Lianoning, nachdem wir ja schon halb China bereist hatten. Da lauerten Schätze fast direkt vor unserer Haustüre! Sei es die alte Hafenstadt, sozusagen Vorläuferin von Dalian, nämlich Port Arthur oder eben Lüshun, die wir so schön fanden, dass wir gleich alle angereisten Verwandten dort hinführten, sei es die Provinzhauptstadt Shenyang oder das exotisch anmutende Bingyu-Tal- allesamt sehenswerte Destinationen, von der abenteuerlichen Anreise per Bahn und Bus ganz zu schweigen!

 

Die von Kaspar lange ersehnte Reise nach Nordkorea liess sich auf die Schnelle nicht verwirklichen. Dafür begaben Laura, Kaspar und ich uns um 6 Uhr Morgens auf die Fahrt nach Dandong. Diese Stadt ist von Nordkorea nur durch einen Fluss getrennt, dort gibt es ein tolles Museum zum Koreakrieg und natürlich die Freundschaftsbrücke, die Nordkorea und China verbindet.

Aus Versehen bestiegen wir einen illegalen Bus (wir fanden den offiziellen Bus im unübersichtlichen Bus-Terminal nämlich nicht!) Mit dem brauchten wir für die 4-stündige Fahrt 6 Stunden, da er Leute an allen möglichen und unmöglichen Orten aufgabelte und ablud. Die ChinesInnen waren zum Drachenbootfest wie immer auf der Suche nach einer günstigen Transportmöglichkeit nach Hause, wahlweise mit gefüllten Klebereisbällchen, Reiskochern und anderem Gerümpel beladen.

Im Bus schlossen wir auch Freundschaft mit zwei amerikanischen Militärs, die zu einer Konferenz in Peking waren und unbedingt Dandong besuchen wollten. Die beiden verloren wir aber- nachdem wir ihnen ein Langstreckentaxi zurück nach Dalian besorgt hatten- unter mysteriösen Umständen in einem Museum, in dem man streng genommen gar niemanden verlieren kann. Daraus sponnen wir im weiteren Verlauf der Reise  einen Spionagekrimi, der ein würdiger Auftakt für unser letztes grosses Abenteuer ist.

 

Aber zurück zum Wesentlichen: In Dandong angekommen machten wir uns als Erstes auf zur Freundschaftsbrücke, die sich über den Yalu-Fluss spannt. Von dort aus hat man schon einen Ausblick auf Nordkorea. Naja, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben; Man sieht nur fruchtbares Uferland, einen alten Vergnügungspark und einige Bauern. Ansonsten überhaupt nichts Spektakuläres. Nach einem kurzen Besuch beim Museum zur Erinnerung an die amerikanische Aggression, bei dem uns eben die amerikanischen Besucher (Spione?) abhanden kamen, checkten wir in unserem Hotel ein. Wir hatten ein wunderschönes Dreierzimmer mit Aussicht auf den Hafen erwischt.

Da das Wetter gut war, beschlossen wir, noch einen Spaziergang zu einer Pagode auf einem Hügel über der Stadt zu machen.  Zum Abendessen probierten wir das Nordkoreanische Nationalgericht (kalte Nudeln) auf chinesische Art. Ausgezeichnet schmeckte uns auch das lokale Bier- nämlich Yalu-Bier, das es mit Feldschlösschen locker aufnehmen kann.

 

Am nächsten Morgen machten wir uns auf zum Yalu-Fluss. Dort buchten wir eine Bootsfahrt an der nordkoreanischen Grenze entlang. Zusammen mit anderen Toursten wurden wir in einem Minibus etwa 20 Minuten den Fluss hinauf befördert. Unterwegs sahen wir noch die Tiger-Mountain-Wall, einen Teil der grossen Mauer, der abseits der "Hauptmauer" in Peking liegt.

Wir musste ziemlich lange warten, aber es lohnte sich! Auf dem Schnellboot rasten wir über den Fluss, konnten den verdutzten Soldaten winken und waren plötzlich mitten in Nordkorea- unser Boot fuhr frech durch die Fahrrinne zwischen einer Flussinsel, die schon nordkoranisches Gebiet ist und dem Fluss.

 

Den Tag schlossen wir schliesslich noch mit einem Besuch des Museums zur Erinnerung an die amerikanische Aggression ab. Dieses Museum ist durchaus erstaunlich. Fast zum ersten Mal in China sahen wir ein modernes, interessant gestaltetes Museum mit informativen Schautafeln in Englisch. Nach dem Museumsbesuch war klar, dass die Amerikaner in Asien wirklich überhaupt nicht erfolgreich gewesen waren, und dass ohne ihr Eingreifen nichts anders, aber viele Menschen noch am Leben wären.

 

Die letzte Überraschung schliesslich erlebten wir im Busterminal: Wir wollten grade einsteigen- da machte sich hinter uns Markus, unser österreichischer Freund von der Uni bemerkbar, der offenbar auch ein Wochenende in Dandong verbracht hatte. Die Welt ist ein Dorf!

 

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